1893 -
Bielefeld
: Velhagen & Klasing
- Autor: Kahnmeyer, Ludwig, Wurthe, Wilhelm, Schulze, Hermann, Niemann, Gustav, Gieseler, Albert, Baade, Friedrich, Borchers, Emil
- Auflagennummer (WdK): 12
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
2. Der südliche Teil Bayerns wird hauptsächlich durch die schwäbisch-bayrische
Hochebene (S. 9) angefüllt. Dieselbe steigt von der Donau nach Süden hin allmählich
aufwärts bis zu den bayrischen Alpen. Letztere ziehen mit ihren Berggipfeln (Watz-
mann), Gletschern, Wasserfällen und Seen alljährlich viele Reisende herbei. Unter den
Seen sind die bedeutendsten: der Starnberger See, der Tegernsee, der Chiem-
see und der Königssee. Letzterer liegt am Fuße des Watzmann. Hier liegt
auch das Städtchen Berchtesgaden, dessen Bewohner meistens sehr kunstvolle
Sachen aus Elfenbein, Knochen oder Holz fchnitzen. Im Thale der Ammer liegt das durch
seine Passionsspiele berühmte Dorf Ob erammergau. Bei Reichen hall und an
andern Orten befinden sich große Steinsalzlager, daher wird hier im Süden auch
sehr viel Salz gewonnen. Auf den saftigen Alpenweiden wird die Viehzucht nach
Art der Schweizer betrieben.
Die Hochebene ist im allgemeinen wenig fruchtbar. (Warum? S. 6.) Daher
ist sie auch schwach bevölkert und hat wenig Dörfer und Städte. Die Natur hat hier
alles weitläufig angelegt. Weit sind die Moorflüchen, breit die Strombette, langgestreckt
die Seen und Weiher, zahllos die Hügelgruppen. Und der Mensch scheint hier die
Natur nachgeahmt zu haben. Auch er hat alles weitläufig angelegt. Die Dörfer
dehnen sich stundenweit ans. Groß und geräumig sind die Häuser, breit die Wege,
weit von einander selbst die Gräber auf dem Kirchhofe. — Im reißenden Laufe eilen
Iller, Lech, Isar und Inn in ihrem tiefeingeschnittenen Bette durch die Ebene
der Donau zu. Sie sind daher nur zum Holzflößen, nicht zur Schiffahrt geeignet.
Ihnen verdankt die Donau, die bei Regensburg schon 200 m breit ist, ihren Wasser--
reichtnm. An der Isar liegen München und Landshut, am Lech Augsburg
(62 T.). Letzteres vermittelte im Mittelalter den Handel zwischen Italien und
Deutschland und war daher eine sehr reiche Stadt. Auch jetzt wieder blüht sie durch
Gewerbefleiß und Handel.
3. München (an 350 D) liegt mitten in der bayrischen Hochebene und hat daher
heiße Sommer und kalte Winter. (S. 9.) Rings um die Stadt breitet sich eine
unfruchtbare, kiesbedeckte Fläche aus, die weder schöne Thalgründe, noch freundliche Berge
hat. Daher verglich Gustav Adolf auch die Stadt mit einem „goldenen Sattel auf
dürrer Mähre". Die Stadt selbst ist wunderschön. Die neuen Kirchen und Paläste
sind vollendete Kunstdenkmäler, und in den prachtvollen Museen sind Kunstschätze aus-
gestellt, die zu den schönsten der Welt gehören. Auf einer großen Wiese steht die
Ruhmeshalle mit den Büsten berühmter, um das Vaterland verdienter Bayern. Ihr
gegenüber befindet sich eine Riesenstatue, Bavaria genannt. Sie ist ein Sinnbild der
Macht und Kraft des Landes. Eine Treppe im Innern führt bis zu ihrem Haupte,
in welchem sich 2 Ruhebänke befinden. M. hat auch eine Universität.
4. Die Donau (S. 13) ist der Hauptfluß Bayerns. Von Ulm bis zur Lechmündung
hin durchströmt sie das sumpfige „Donauried", weiterhin das „Donaumoos", das aber
teilweise entwässert und bebaut ist. Auf der linken Seite empfängt hier die Donau die
Altmühl, die Naab und den Regen. Bei Regensburg (woher der Name?) hat
die Donau ihren nördlichsten Punkt erreicht. Daher war R. schon in früher Zeit eine
bedeutende Handelsstadt, die den Verkehr zwischen Nord- und Süddeutschland vermittelte.
Von Regensburg stromabwärts drängt der bayrische Wald die Donau nach Südost.
Zwischen R. und Straubing finden wir am rechten Donauuser ungemein fruchtbare
Landstrecken, die als die eigentlichen „Kornkammern" Bayerns gelten und ihrer Fruchtbar-
keit wegen dicht mit Dörfern und Städten besetzt sind. Bei Passau, an der Mündung
des Inn gelegen, verläßt die Donau Bayern und tritt in Ostreich ein.
5. Der nördliche Teil Bayerns ist ein fruchtbares Hügelland, das vom fränkischen
Iura durchzogen und im Nordosten vom Böhmerwalde und dem Fichtelgebirge
eingeschlossen wird. Auf dem Fichtelgebirge entspringt der Main, der in einer äußerst
1893 -
Bielefeld
: Velhagen & Klasing
- Autor: Kahnmeyer, Ludwig, Wurthe, Wilhelm, Schulze, Hermann, Niemann, Gustav, Gieseler, Albert, Baade, Friedrich, Borchers, Emil
- Auflagennummer (WdK): 12
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
altberühmte Universität, mit einem Denkmale des Dichters Uhland, der hier geboren;
Eßlingen, Hauptfabrikstadt; Stuttgart (140t.), Hauptstadt, in einem Seitenthale
des N., mit einem Schillerdenkmale; Ludwigsburg, 2. Residenz; Marbach, wo
Schillers Geburtshaus zahlreiche Fremde anlockt, und Heilbronn, wo der beliebte
„Neckar-Champagner" hergestellt wird.
c. D. Großherzogtum Baden. (3/3 v. Brandenb. — über 1 Va M. — 2/g kath.)
1. Baden liegt an der rechten Seite des Oberrheins und ist zur einen Hälfte von
der oberrheinischen Tiefebene (S. 9) und zur anderen von dem Schwarzwalde
(S. 8) angefüllt. Die Tiefebene hat ein sehr mildes Klima und gehört zu den srucht-
barsten Landstrichen Deutschlands. Der Ackerbau ist daher die Hauptbeschäftigung der
Bewohner. Am Westabhange des Schwarzwaldes reift ein vorzüglicher Wein (Mark-
gräfler), und als Obstland steht Baden unter allen Ländern Deutschlands oben an.
Im Schwarzwalde werden neben den bekannten „Schwarzwälder Uhren" auch viel
Holzwaren verfertigt, und im südlichen Teil des Landes wird auch die Woll- und
Seidenweberei sehr lebhaft betrieben.
2. Die bedeutendsten Städte Badens liegen, da die Ufer des Rheines vielfach
sumpfig sind, nicht dicht am Rhein, sondern etwas davon entfernt oder in Thälern
des Schwarzwaldes. Die größte Stadt ist Mannheim (80 T.), das durch seine günstige
Lage an der Vereinigung zweier Wasserstraßen (welcher?) zu einer bedeutenden Handels-
stadt geworden ist. Da, wo der Neckar aus dem Gebirge in die Ebene tritt, finden
wir die altberühmte Universitätsstadt Heidelberg (an der Bergstraße S. 9). Die
Residenz des Landes ist Karlsruh? (75 T.). Ihre 11 Hauptstraßen laufen vom
Schlosse aus fächerartig nach Südost, Süden und Südwest. An der Mnrg liegt die
Festung Rastatt, in einem schönen Thale des Schwarzwaldes der berühmte Badeort
Baden-Baden; weiter südlich die Universität Freiburg und am Bodensee Konstanz.
3. Der Bodensee und Konstanz. Im Südosten hat Baden Anteil am Bodensee,
dem größten See Deutschlands. Er bespült mit seinen Fluten 5 Länder (welche?) und
ist 50 km lang und 10—15 km breit. Sollte der Rhein das leere Seebecken füllen,
so würde er dazu über 2 Jahre gebrauchen. Wenn im Juni Eis und Schnee auf den
Bergen zu schmelzen beginnen, so steigt das Wasser im See nach und nach 3 w, fällt
aber hernach ebensoviel wieder, da die Zuflüsse dann nicht stark genug sind, das durch
die Verdunstung verloren gehende Wasser des Sees zu ersetzen. Mit trüber Flut tritt
der Rhein in den Bodensee, bei seinem Austritt aber (bei Konstanz) ist sein Wasser von
allem mitgebrachten Schmutz und Gerölle gereinigt und hat eine klare, grüne Farbe.
An den Ufern des Sees, die mit Wein- und Obstgärten bekränzt sind, liegt in höchst
anmutiger Gegend das alte Konstanz, das durch Hussens Feuertod (1415) weltbekannt
geworden ist. Eine weiße Steinplatte vor dem Münster bezeichnet noch heute die Stelle,
wo Huß bei seiner Verurteilung gestanden haben soll. Das Haus, in dem er bei seiner
Ankunft gefangen gehalten wurde, ist mit seinem Steinbilde geziert, und an der Stätte,
wo er verbrannt wurde, ist ein großer Granitblock errichtet. — In dem nördlichen
Arme des Sees liegt die reizende, 2/4 Stunde lange Insel Mainau, die durch eine
480 m lange hölzerne Brücke mit dem Festlande verbunden ist.
ä. Das Großherzogtum Hessen. (1/5 v. Brand. — fast 1 M. - 1/4 kath.)
Hessen besteht aus 2 getrennt liegenden Teilen, von denen der eine nördlich, der
andere südlich vom Main liegt. Der nördliche Teil bildet die Provinz Oberhessen
mit den unergiebigen Höhen des Vogelsberges, aber auch der fruchtbaren Wetterau
(zwischen Vogelsberg und Taunus). Der südliche Teil wird durch den Rhein in
2 Teile geschieden und umfaßt das nördliche Stück der oberrheinischen Tiefebene
1893 -
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- Autor: Kahnmeyer, Ludwig, Wurthe, Wilhelm, Schulze, Hermann, Niemann, Gustav, Gieseler, Albert, Baade, Friedrich, Borchers, Emil
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- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
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- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Ii — 44 —
fruchtbaren Ebene dem Rheine zufließt. Der Main macht so viele Krümmungen (warum),
daß er dadurch den geraden Weg von der Quelle bis zur Mündung um mehr als das
Doppelte verlängert; dadurch aber wird sein Gefälle sehr vermindert und seine Schiff-
barkeit erhöht. (Welchen Einfluß übt der Spessart auf den Lauf des Mains aus?)
In der Gegend des Obermains wird viel Hopfen gebaut (Bamberg), der hier — wie
auch noch an andern Orten Bayerns — ganz vorzüglich gedeiht und daher die welt--
berühmten Bierbrauereien zu München, Nürnberg, Erlangen, Kulmbach:c. hervorge-
rufen hat. Die wichtigsten Städte am Main sind Kulmbach, Schweinfurt und
Würzburg. Der bedeutendste Nebenfluß des Mains ist die Regnitz. Dieselbe ist
durch den Ludwigskanal mit der Altmühl verbunden. (Reise zu Schiffe von Mainz
nach Wien!) An der Regnitz liegen Bamberg f40x.) Haupthandelsplatz des Ober-
mains, Erlangen und Fürth. An der Pegnitz, einem Nebenflüßchen der Regnitz,
liegt das altberühmte Nüruberg(150 T.),
Nürnberg war eine der ansehnlichsten Gewerbe- und Handelsstädte des Mittel-
alters. Seine Lage inmitten einer unfruchtbaren, mit ausgedehnten Kiefernwäldern be-
standenen Gegend wies die Bewohner besonders auf Gewerbthätigkeit in Holzwaren an,
und so erklärt sich der großartige Ruf, welchen Nürnberg wegen seiner „Spielwaren"
erlangte. „Nürnberger Tand geht durch das ganze Land." Von dem Alter und dem
früheren Wohlstande der Stadt zeugen noch heute die zahlreichen altertümlichen Häuser
in Nürnberg. Sie schauen mit den Giebeln nach der Straße hin und sind mit knnst-
vollem Schnitzwerk geziert. An dem obern Stockwerk der Häuser sieht man viele zier-
liche Erker und Ecktürmchen und am untern überdeckte Säulengänge, sog. Lauben. Auf
den Thoren der Stadt ragen riesige Türme empor. Der „Nürnberger Trichter" hat
zwar nie existiert, wohl aber gab es „Nürnberger Eier", wie man die von Peter Hele
hier erfundenen Taschenuhren früher nannte. Auch Hans Sachs ist ein Nürnberger
Kind. Derselbe „war ein Schuh—macher und Poet dazu." Er hat über 6000 ernste
und scherzhafte Gedichte verfaßt. — Auch heute noch blüht Nürnberg als Gewerbestadt
(Spielsachen, Bleifedern, Nadeln, Spiegel). Besonders berühmt ist es durch seine
Bierbrauereien.
6. Rheinbayern. An der Westseite des Rheines, von dem größeren östlichen
Teile Bayerns getrennt, liegt die Provinz Rheinbay ern oder die Psalz. Inder-
selben wird besonders viel Wein und Tabak gebaut. Der Hauptort ist hier Speier.
die „Totenstadt der deutschen Kaiser."
d. Z). Königreich Württemberg. (1/z v. Brandenb. — an 2 M. — Vs kath.)
1. Württemberg, in der Mitte von dem schwäbischen Iura, einer öden, felsigen
Hochebene (S. 6), durchzogen, ist in seinem nördlichen Teile ein anmutiges Gebirgs-
und Hügelland und wird von der Donau (woran die Stadt Ulm mit dem berühmten
Münster — mit dem höchsten Turm der Erde, 161 m hoch) und dem Neckar
durchflössen.
2. Das Neckarthal hat ein sehr mildes Klima und ist eins der fruchtbarsten
Thäler Deutschlands. Davon zeugen die wallenden Kornfelder und die üppigen Wiesen,
welche in der Ebene wechseln, sowie die Mandeln, Quitten und Aprikosen, welche an
den südlichen Bergabhängen in Menge reifen. Zwischen den ausgedehnten Reben-
Pflanzungen blicken freundliche Winzerhäuschen, einzeln stehende Kirchen und kleine
Dörfer gar anmutig hervor. Von den höchsten Punkten aber schauen alte, längst ver-
sallene Ritterburgen ins Thal hinab. — Der Neckar bildet die Hauptwasserstraße für
den Handel Württembergs. Besonders ist er von zahlreichen Holzflößen belebt, die
aus Tannen- und Eichenstämmen (woher?) zusammengesetzt sind und ihren Weg zum
Rheine und weiter nach dem holzarmen Holland nehmen, wo sie zum Schiffs- und
Häuserbau verwendet werden. Die wichtigsten Städte am Neckar sind: Tübingen,
1893 -
Bielefeld
: Velhagen & Klasing
- Autor: Kahnmeyer, Ludwig, Wurthe, Wilhelm, Schulze, Hermann, Niemann, Gustav, Gieseler, Albert, Baade, Friedrich, Borchers, Emil
- Auflagennummer (WdK): 12
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Zürich und Basel verarbeitet, während in dem wasserarmen Iura hauptsächlich
Uhren angefertigt werden. Der Mittelpunkt dieser Uhrenfabrikation ist Genf, die
schönste Stadt der Schweiz, wegen ihres milden Klimas und ihrer herrlichen Lage
am Gensersee viel von Fremden besucht.
5. Die Schweiz ist eine Republik und zerfällt in 25 Kantone. An der Spitz«
derselben steht ein Bundespräsident, der seinen Sitz in der Hauptstadt Bern hat und
hier im Verein mit der Bundesversammlung die Gesetze des Landes berät. Ein stehendes
Heer hat die Schweiz nicht. Jeder kriegstüchtige Mann wird einige Wochen im Jahre
mit den Waffen geübt, und so ist jeder Bürger Soldat, jeder Soldat Bürger.
9. Ostreich-Ungarn. (Etwas größer als Deutscht. — 37 M.)
1. Der Gründer der östreichisch-ungarischen Monarchie ist Rudolf von Habsburg.
Er besiegte den König Ottokar von Böhmen und gab dessen Länder, Äst reich, Steier-
mark und Krain, seinen Söhnen. (S. Geschichte!) Nach und nach wurden auch noch
Tirol, Kärnthen, Böhmen, Mähren, Ungarn, Galizien, Bukowina,
Istrien, Dalmatien u. a. Länder erworben. Ungarn hat aber seine eigene Ver-
sassung und Verwaltung, so daß das Kaiserreich aus 2 Teilen, der östreichischen und
der ungarischen Reichshälfte, besteht.
a. Die östreichische Reichshälfte. Sie ist durchweg gebirgig; wir finden hier
die Ostalpen, den Böhmerwald, das Erz- und das Riesengebirge. Der
Hauptfluß ist die Donau. Die Bevölkerung setzt sich aus Deutschen, Slaven
(Tschechen, Slovakeu, Polen, Wenden, Kroaten, Serben :c.), Italienern, Zigeunern u. a.
zusammen.
2. Städte. Die Hauptstadt vou Ostreich ist Wien, im Erzherzogtum Ostreich.
Wien (sust 1^/z Mill. liegt an der Donau in einer anmutigen Gegend. Die
eigentliche Stadt war ehemals mit Wall und Graben umgeben und dadurch von den
36 Vorstädten getrennt. Jetzt sind jedoch die Festungswerke abgetragen und in die
prachtvolle Ringstraße umgewandelt worden. In der Altstadt liegt die kaiserliche Hof-
bürg; hier auch erhebt sich die Stephanskirche mit ihrem 138 m hohen Turme. In
der Nähe der Stadt liegt der Prater, ein prachtvoller, großer Lustgarten. In seinen
schattigen Alleen wimmelt es an schönen Tagen von Wagen, Reitern und Fußgängern.
Links und rechts stehen Zelte, in denen Kaffee und Bier geschenkt wird. Daneben sieht
man Tierbuden, Panoramen, Karussels, und der „Wurstl" (Hanswurst) giebt Vor-
ftellungen der luftigsten Art.
Im Erzherzogtum Östreich liegt auch Linz, ein wichtiger Stapelplatz der Donau-
schiffahrt. Außerdem sind folgende Städte zu merken: Prag in Böhmen, Brünn
in Mähren, Innsbruck in Tirol, Salzburg im Herzogtum Salzburg, Graz in
Steiermark, Trust am adriatischen Meere.
3. Das Königreich Böhmen ist ringsherum von Gebirgen (welchen?) umgeben
und wird von der Elbe, Moldau und Eger bewässert. Der tiefer liegende Norden ist
recht fruchtbar und birgt große Schätze an Braunkohlen, die zu Wasser und zu Lande
nach Norddeutschland und Ostreich hin versandt werden. Im Böhmerwalde (S. 7)
gestattet der große Holzvorrat noch den Betrieb vieler Glashütten, und um das durch
seine Bierbrauereien bekannte Pilsen hat der dortige Reichtum an Eisenerzen und
Steinkohlen eine sehr lebhaste Fabrikthätigkeit hervorgerufen. Der Hauptort der böh-
mischen Weberei ist Reichenberg, am Fuße der Sudeten. An Salz sehlt es in
Böhmen, aber seine Mineralquellen (Teplitz, Karlsbad, Marienbad:c.) haben
Weltruf. Die Bewohner des Landes sind zu 3/s Tschechen und zu 2/5 Deutsche. Letztere
— welche von den Tschechen vielfach unterdrückt werden — bewohnen vorzugsweise die
gebirgigen Grenzlandschasten und „gucken von hieraus rund herum ins Böhmerland
1880 -
Danzig
: Axt
- Autor: Krüger, Carl Adolf
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
44
Ii. Teil. Erdbeschreibung. B. Süddeutschland.
Iv. Die Großherzogtümer Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg Strelitz,
17 000 qkm, 700 000 E. — Rindvieh und Pferde von dort sind berühmt. Hauptstädte:
Schwerin, am Schwerinersee. 28 000 Einw. Rostock, Universität. Wismar. Neustrelitz.
V. Das Großherzogtum Oldenburg, 6400 qkm, 320 000 E., besteht a) aus dem
eigentlichen Oldenburg mit der Hauptstadt Oldenburg, 17000e.; b) dem Fürstentum
Lübeck im Holsteinischen, darin Eutin; o) dem Fürstentum Birkenfeld im Regierungs-
Bezirk Trier.
Vi. Das Herzogtum Braunschweig, über 3600 qkm, 327 000 evangelische Einw.,
besteht aus drei getrennt liegenden Stücken. Braunschweig, Hauptstadt an der Ocker,
66 000 Einw. Wo Isenbüttel. Blankenburg, am Harz; in der Nähe die Baumanns-
und Bielshöhle. Holzminden, an der Weser.
Vh. Das Herzogtum Anhalt, über 2300 qkm, 214 000 E., an der Elbe, Saale,
Mulde und am Harz. Dessau an der Mulde, Hauptstadt. Köthen. Bernburg. Ballen-
städt, am Harz, dabei das Selkethal. Zerbst.
Viii. Das Fürstentum Waldeck, über 1100 qkm. Arolsen, Residenz. Pyrmont,
Badeort.
Ix. Die Fürstentümer Lippe-Detmold und Schaumburg-Lippe, über 1500 qkm,
Detmold, in der Nähe das Herrmansdenkmal. Bückeburg.
X. Die freien Reichsstädte: a) Hamburg, an der Elbe, 265 000 Einw., erste
Handelsstadt Deutschlands. Cuxhaven an der Elbe. b) Bremen an der Weser,
103 000 Einw. Bremer Hafen an der Weser, Hafenstadt, v) Lübeck, 45 000 Einw.
Hafenort Travemünde.
B. Süddeutschland.
1) Das Königreich Bayern, über 75 800 qkm, 5 Mill. E., wovon ?/i<, katholisch
sind, besteht aus dem Hauptlande und der Pfalz. Gebirge: Der Böhmerwald ist
an den Abhängen dicht bewaldet; die höchsten Berge aber sind nackte Felsen. Der
Schnee fällt hier zuweilen bereits vor der Ernte, und die Kartoffel blüht erst im Sep-
tember. Die Bewohner beschäftigen sich namentlich mit Holzarbeit. Das Fichtelgebirge
hat dichte Nadelwaldungen; der Winter dauert hier 6 Monate. Die mäßigen und fleißigen
Bewohner bauen Roggen, Gerste, Hafer und Kartoffeln. Andere Gebirge sind: Das Rhön-
gebirge, der Spessart, die Alpen. Flüsse: Donau, Isar. Produkte: Bier, Hopfen, Wein,
Quecksilber rc. Der östliche Teil zerfällt in 7 Kreise oder Regierungsbezirke: Ober-Bayern,
Nieder-Bayern, Ober-Pfalz und Regensburg, Schwaben und Neuburg, Mittel-, Ober- und
Unter-Franken. Der westliche Teil besteht aus der Rheinpfalz.
München an der Isar, 193 000 E., Hptst., Univ., Münze; die Stadt hat die präch-
tigsten Bauten und Knnstschätze. Ingolstadt, Festung. Passau, an der Donau. Lands-
hut, an der Isar. Regensburg, an der Donau, in der Nähe die Walhalla. Augsburg,
am Lech. Lindau, auf einer Insel im Bodensee. Ansbach. Erlangen, Univ., Nürn-
berg. Fürth. Bayreuth, am roten Main. Bamberg, an der Regnitz. Würz-
burg,.am Main, Univ. Kissingen, Bad. Speier, in der Pfalz. Landau und Ger-
mers heim, Festungen. Kaiserslautern.
2. Das Königreich Württemberg (Schwabenland), 19 500 qkm, fast 2 Mill. E.
Gebirge: Die rauhe Alp und der Schwarzwald. — Die Donau, der Neckar. Kreise:
Neckar-, Schwarzwald-, Donau- und Jaxt-Kreis. — Stuttgart, Hauptstadt, 107 000 E.
Ludwigsburg. Residenz. Heilbronn, am Neckar. Reutlingen. Tübingen, am Neckar,
Univ. Bad Wildbad, im Schwarzwalde, Ulm, an der Donau. Ellwangen.
3. Das Großherzogtum Baden, über 15 200 qkm, l1/« Mill. E. Gebirge: Der
Schwarzwald führt seinen Namen von dem dunkelgrünen Nadelholze, mit welchem er
bewachsen ist. Der südliche Teil (der obere oder eigentliche Schwarzwald) ist rauh und
wild; in dem nördlichen und östlichen Hügellande gedeiht aber Korn, Obst und Wein.
Die Gegenden im Rheinthale haben sanfte Rebenhügel und es gedeihen: Weizen, Spelz,
Nuß- und Obstbäume, Mandeln und süße Kastanien. Im Schwarzwald selbst reifen aber
die Kirschen erst im September, und auf manchen Strecken gedeiht kaum die Kartoffel. Die
Bewohner verfertigen Uhren, Strohhüte und Holzwaren. — In Baden liegt auch der
Odenwald. Flüsse: Rhein, Kinzig, Neckar. Produkte Badens: Wein und Obst, Fabriken
in Holz (Holzuhren.) Karlsruhe, Hauptstadt, 43 000 E., Münze. Pforzheim. Rastatt,
Festung. Baden-Baden, Bad. Freiburg, Univ. Münster. Konstanz oder Kostnitz
am Bodensee. Donaueschingen im Schwarzwalde. Mannheim, am Rhein und Neckar.
Heidelberg, am Neckar, Univ.
1843 -
Altona
: Schlüter
- Autor: Burgwardt, Heinrich
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
595
Süd-Deutschland umfaßt:
1. Zum Kaiserthum Österreich gehörig:
a. Das Königreich Böhmen, ein Kcsselland, reich an Mineralien
— Silber, Zinn, Eisen, Steinkohlen, Granaten und Mineralwassern.—
Acker-, Obst-, Wein- und Bergbau. Fabrikflciß. Einw. kath. Religion.
Städte: Prag, Hptst. — Joh. Huß — Hieronymus — Anfang des
30jährigen Krieges. — R c i ch c n b a ch. berühmt durch ihre Industrie (Tuch).
— Joachimsthal, Silbcrbcrgwerk. — Badcörtcr: Karlsbad —
Töplitz; — Mineralquellen: Marienbad — Franz cusbrunn.
b. Die Grafschaft Mähren. — Einw. Katholiken. —■. Getreide-,
Wein- und Fruchtbau — Elsen — viele Manufakturen. —• Brünn,
Hptst. — Olmütz. — Austerlitz. Schlacht 1805. — Im N. von
Mähren das österr. Hcrzogthum Schlesien —: Troppau.
e. Das Erzhcrzogthum Österreich, mit fröhlichen, körperkräs-
tigcn deutschen (kathol.) Bew. — Acker-, Wein- und Bergbau — Cd
scn, Blei, Steinsalz und Steinkohlen — Gewerbflciß. 1. Land unter
(östl.) der Ens oder Nicdcr-Östcrr.— Wien, an der Donau, 330,000
Einw., Residenz, Hptst. des ganzen Staats, mit 34 Vorstädten,
Fabriken, die über 60,000 Menschen beschäftigen. Lustschloß: Schön-
brunn. -7- Baden, mit warmen Bädern. 2. Land ob der Ens oder
Obcr-Öfterr. — Gold-, Silber- und Bleibergwerke —. Linz —
wichtige Wollsabr. — Salzburg.
d. Das Herzogthum Steyermark, mit einem tapfern, gewandten,
ernsten Hirten- und Landbauervolke, durchgehcnds katholisch. — Minc-
ralrcichthum außerordentlich groß an Eisen, Salz, Steinkohlen. —
Grätz, Hptst. —Leoben, Bergstadt. Zwischen den Bergstädten Eisen-
erz und Vordcrnbcrg liegt der 1000 I. schon bearbeitete Erzbcrg, der
ganz aus Eisenstein besteht und wovon jährlich I Mill. Cent, verar-
beitet werden.
e. Das Königreich Jllyrien, wie Steyermark Gcbirgsland —
zum Theil schon italienischer Natur—, außer Wein: Feigen, Südfrüchte,
Öliven und Seide. — Eisen, Blei, Quecksilber. — Klagen fürt, Handel.
— Jdria, reiche Quecksilbcrgruben. — Villach, Hauptnicderlagc
von Eisen, Blei und Stahl. — Triest, Freihafen, Scehandcl. —
s. Die gefürstete G rasschaft Tyrol, ein völliges Alpenland
— die rbäthischen und tyroler Alpen mit dem Gr. Glöckner und Ort-
ler. — Bew. meist Deutsche, voll Muth und Vaterlandsliebe, einfach
in ihren Sitten, frei und offen, eifrige Katholiken. — Ackerbau, Vieh-
zucht, Kunstfleiß, Eisen, Kupfer, Blei und Salz. — Innsbruck, Hptst.
— Hall, Salzwcrk.— Kufstein, mit der Fclsensestung Geroldstein.—
Trient oder Trident. Kirchcnversamml. 1545 — 1562. Hier be-
ginnt italienische Sprache und Lebensweise.
2. Das Königreich Baiern, die Mitte des deutschenplateau's.—
Einw. größtenteils katholisch — 120ou0o Protestanten. — Ackerbau,
Viehzucht, Wein-, Hopfen- und Bergbau, Bierbrauereien, a. Kreis
Ob crbatertt —: München, Hpt.- und Residenzst., eine der schönsten
Städte Deutscht. — Landsberg, in dessen Nähe das Lcchfeld,
38*
1843 -
Altona
: Schlüter
- Autor: Burgwardt, Heinrich
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
596
die Hunnenschlacht. 955. —Ingolstadt. Festung. — Neichcnhall.
berühmt durch seine Salzquellen, d. Niedcrbaiern —: Passau.
Festung. Handel, besonders mit Salz. — L andshut, Fabriken. — c.
Oberpfalz und Rcgensburg —: Rcgcnsburg, eine der ältesten
Städte Deutscht., Industrie und starker Handel, — gegenüber die
Vorstadt Stadt am Hof. — In der Nähe vom Marktfl. Donaustaus
der 1830 angelegte Marmortempel Walhalla, <1. Schwaben und
Neuburg —: Augsburg, alte, aber durch viele schöne Gebäude
ausgezeichnete Stadt mit vielen wissenschaftl. Anstalten. Fabriken und
starkem Handel, Augsburg. Confcssion. 1530. — Memmingen,
Hopfenbau.—Nördnngen. Tcppichfabrikcn. — Lindau, auf 3 Im
sein des Bodcnscc's. e. Mittelfranken —: Ansbach, Fabrikstadt.
— Schwabach, Mctallwaarcn. Nadel-, Gold-, und Silber-Draht
u. a. Fabriken. — Nürnberg, in einer sandigen, aber gut ange-
bauten Gegend, altdeutsche Stadt mit vielen wissenschaftlichen An-
stalten lind seit Jahrh, schon berühmt durch ihren Gewcrbfleiß —
Nürnberger Waare, Fabrik- und Handelest. Erfindungsort der Ta-
schenuhren, Holzschnitte. Kupscrstechcrkunst, der Windbüchsen, des Mes-
sings k. k. Erste deutsche Eisenbahn nach Fürth.—^Erlangen, Uni-
versität. f. Obcrsrankcn —: Baireuth, Fabrikst. — Wunsiedel,
Elscnhandcl. Je§n Paul's Geburtsort. — Müggendorf, Marktfl.
mit gegen 30 in der Nähe befindlichen Tropfsteinhöhlen. — Bamberg,
schön gebaut, in reizender, fruchtbarer Gegend, Fabriken, starke Bier-
brauereien. g. Untcrfranken und Aschaffenburg: Würzburg,
in hcrrl. wcinrcichcr Gegend. — Aschaffenburg und Schweinfurt,
mit Fabriken.— Kissingcn, Boklet und Brückenau, berühmt durch
ihre Mineralquellen und Bäder. I>. Rhein-Pfalz —: Spei er, ur-
alte Stadt, 8 Kaisergräber im Dom, unter welchen Heinrich Iv. Reichs-
tag 1529. — Neustadt an der Hardt, romantische Umgegend. —
Kaiserslautern. Erzgruben. — Zweibrücken, Maschinenfabrik.—
Landau, starke Bundcsfcstung. — Gcrmesheim, noch nicht vollen-
dete Dundesfcstung.
3. Das Königr. Würtembcrg, Boden fast ganz gebirgig,
fruchtbare herrl. Thäler. — Liebe zur Dichtkunst, Gemüthlichkeit und
Frohsinn zeichnen die Einwohner aus — messt lutherisch Q Will. Ka-
tholiken). Land-, Obst-, Wein- und Bergbau, Gewcrbfleiß und Handel.—
». Ncckarkrcis —: Stuttgart, Hpt.- und Residcnzst., Fahr, und
Handel. — Ludwigsburg, 2te (Sommer-) Residenz, Kreis-Hptst. —
Can nstadt, Fabr.,.Mineralquellen. — Eßlingen. — Heilbronn. —
Weinsberg, Trümmer der Burg Weibertrcu (Belagerung 11-10
durch Kaiser Konrad 111.) — h. Schwarzwaldkrci s: Tübingen,
Univcrs., Weinbau. — Reutlingen, gcwerbreich. Weinbau. — c. D o-
naukreis —: 111 in, alte Start, mit dem berühmten Münster, der
höchsten und größten Kirche Deutscht. — d. Jartskreis —: Ell-
wangen. — Gmünd, Metallwaren.—Schwäbisch-Hall. •
4. Das Groß herzogthum Baden, größtcnth. stark bewal-
detes Gebirgsl., dessen Tief- und Thalland aber zu den mildesten und
fruchtbarsten Strichen Deutscht, gehört. Bew. stimmen mit denen
1842 -
Oldenburg/Holstein
: Fränckel
- Autor: Detlefs, Heinrich
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
15«
tzurg mit 12,000 Einw. — Im Jahre 1615 kam dieses Großhcrzogthum
als Entschädigung für verlorne Theile seines Gebiets an den König der ver-
einigten Niederlande. Im Jahre 1830 aber entstand ein heftiger Aufruhr,
in welchem Belgien sich Unabhängigkeit erkämpfte; auch ein großer Theil
Luxemburgs empörte sich, und schlug sich zu den Belgiern, so daß nur der
kleinere Theil im Besitz deö Niederländischen Königs blieb. Das ganze Groß-
herzogthum enthält über 300,000 Einwohner.
I«. Grofihcrzogthum Baden.
Im Süden »Md Westen bildet der Rhein die Gränzen des Landes, tut
Norden gränzt cs an das Großherzogthum Hessen und an Baicrn, tut Osten
an Wnrtcmberg und Hohenzollcrn. Die Größe beträgt 273 Ouadratm., die
Einwohnerzahl 1,300,000. Im Südosten ist das Land gebirgig, sonst größ-
tcntheils eben und fruchtbar. Der Handel ist wegen der Lage am Rhein sehr
bedeutend. — Karlsruhe, die Haupt- und Residenzstadt deö Landes, ist
sehr schon und regelmäßig gebaut, und hat an 20,000 Einw. Heidelberg
ist nicht völlig so groß als Karlsruhe, liegt in einer schönen, an Weinbergen
reichen Gegend, am Neckar, und hat eine Universität. Sehcnswerth sind die Rui-
nen des sürstl. Schlosses mit dem großen Heidelberger Fasse. — Mannheim,
von der Größe Karlöruhc's, liegt rechts am Rhein, in einer schönen Gegend,
hat mehre prachtvolle Gebäude, und treibt bedeutenden Handel. Baden ist
durch seine Hcilguellen berühmt und Kostnitz oder Konstanz am Bodcnscr
durch die glänzende Kirchenvcrsammlung deö 15. Jahrhunderts, welche den
ehrwürdigen Johann Huß zum Feuertode verdammte.
17. Die Hohcnzvllcrschei» Fnrftenthiimer
Diese kleinen Staaten werden zum Theil von Baden, größtcnthcils aber
vom Königreich Würtemberg umschlossen. Die Größe beträgt 25 Ouadratm.,
die Einwohnerzahl 00,000. — Hohenzollcrn - Hechingcn, mit der
freundlichen Hauptstadt Hechingcn, bildet den kleineren; Hohenzollcrn-
Sigmaringcn, mit dem kleinen Städtchen Sigmaringen, den größeren
Theil der hohenzollerschen Länder.
18. Das Königreich Würtemberg.
Die Größe desselben beträgt 360 Ouadratm., die Volksmenge 1,600,000.
Es gränzt an Baicrn, Hohenzollcrn und Baden, und liegt zum Theil niedri-
ger, zum Theil höher, daher ist die Witterung in einigen Gegenden rauh
und kalt, in andern milde und warm. — Viele Einwohner beschäftigen sich
mit dem Acker-, Garten- und Weinbau. Obst wird viel gewonnen; Der Berg-
bau liefert hauptsächlich Eisen und Salz; die Viehzucht ist nicht so bedeutend,
wie sie sein könnte; Leinwand und Papier bereiten die Bewohner dieses Kö-
nigreichs sehr viel und zum Theil sehr gut. — Der Handel ist seit längerer
Zeit bedeutender geworden, als er früher war. — Die Würtemberger be-
kennen sich größtenthcils zur protestantischen Religion; sie sind in hohem Grade
gutmüthig, gefällig und dienstfertig, gerade und offenherzig. — Der Hauptslnß ist
die Donau. Stuttgart, die Haupt- und Residenzstadt deö Königreichs, hat
eine Einwohnerzahl von 35,000 Seelen, besitzt ein schönes Schloß, und treibt be-
deutenden Handel. — H cilb r o nn, vormals eine freie Reichsstadt, treibt starken
Handel und Weinbau. — Re utlingen liegt in einer fruchtbaren, wein- und
obstreichen Gegend, und verfertigt Spitzen, Leim und besonders Leder'.— Ulm
ist eine bedeutende Handelsstadt an der Donau, an der Gränze Baicrns.
I«. Das Königreich Baiern.
Das Königreich Baicrn besteht eben so, wie Preußen, aus 2 unznsammen-
hängenden Theilen; auch hier ist der östlich liegende der größere, und der
1842 -
Oldenburg/Holstein
: Fränckel
- Autor: Detlefs, Heinrich
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
S».l.
westlich liegende (Nhcinbaiern) der kleinere. Jener wird von den hessischen
Ländern, den sächsischen Herzogthümern, dem Königreiche Sachsen, den öster-
reichischen Staaten, dem Königreiche Würtemberg, und dem Großherzogthum
Baden begränzt; dieser von Nheinpreußen, Hesse», Baden und Frankreich.
In jenem bilden die Donau und ihre Nebenflüsse, die Isar und der Inn
die Hauptgcwässcr, in diesem ist der 9thei» Hauptfluß. — Baicrn ist zwar
kein Gcbirgsland, aber auch nicht eben; im Nordosten durchstreicht das Fichtel-
gebirge daö Land, im Osten scheidet eö der Böhmer Wald vom östcrreichischcil
Kaiserthum, im Süden ragen einzelne Gebirgszüge der Alpen hinein, und
Nheinbaiern wird von Südwest nach Nordost von einem Gebirgsrücken durch-
zogen. — Die Größe dieses Königreichs beträgt 1390 Onadratm. und die
Einwohnerzahl 4,200,000. — Unter den Beschäftigungen nimmt der Ackerbau in
Baicrn die erste Stelle ein; man baut aber nicht allein die gewöhnlichen Getreide-
arten, sondern auch Farbe- und Gewürzkräuter. Auf den Hopfenbau wird viel
Sorgfalt verwandt, und obgleich in den zahlreichen und großen Bierbrauereien viel
Hopfen verbraucht wird, so kann doch noch eine bedeutende Menge ausgeführt
werden. Die Lichzucht ist zwar beträchtlich, aber doch nicht so gut, als sie
sein könnte; der meiste Fleiß wird in dieser Hinsicht auf Schweinezucht ver-
wandt, und es ist wahrscheinlich, daß die Zahl des Rindviehes die der Schweine
nur wenig übersteigt. — Leinwandweberei, Jagd, Bergbau und Glasbereitung
sind die übrigen hauptsächlichsten Gewerbe Baierns. Der Handel war von
jeher bedeutend, hat aber m neuerer Zeit doch noch zugenommen.
Die Einwohner Baierns sind gröfitcntheils Bekenner der katholischen Reli-
gion. Sie sind die ausgezeichnetsten Biertrinker in der Welt, Freunde voir
derben und fetten Speisen; träge und ungefällig, aber zuverlässig, treu, gut-
müthig und tapfer.
Die hauptsächlichsten Städte sind folgende: München, die Haupt- und
Ncsidenzstadt des Königreichs, an der Isar, mit 80,000 Einw. Sie hat aus-
gezeichnete Bierbrauereien und Bierkeller, linier den Gebäuden zeichnen sich
daö königliche Schloß und die 21 Kirchen der Stadt, unter welchen die Haupt-
kirche mit 2 Thürmen von bedeutender Höhe, die größte ist, vorzüglich aus.—
Augsburg, mit 34,000 Einw. Der Handel dieser Stadt hat abgenommen;
doch ist sic auch seht noch ein bedeutender Fabrik- und Handclsort. Hier
wurde im Jahre 1530 dem Kaiser Karl V. das evangelische Glaubcnsbc-
kcntttniß übergeben. — Passan, eine Gränzfestung am Ausflusse des Inn
in die Donau. — Die frühere Reichsstadt Regens bürg, mit 20,000 Einw.
an der Donau. — Nürnberg, mit 40,000 Einw., war früher die berühm-
teste Fabrik- und Handelsstadt Baierns, lind treibt seht noch viele Gewerbe.
Namentlich werden hier allerhand Spielsachen und kleine Waaren aus den
verschiedensten Materialien verfertigt, und in alle Welt verschickt. Im Jahre
1500 wurden in dieser Stadt von Peter Hcle die Taschenuhren erfunden. —
Bamberg, mit 20,000 Einw., zeichnet sich vorzüglich durch das schöne Re-
sidcnzschloß dcö Erzbischofs, lind durch die berühmte Domkirche mit 4 Thür-
men aus. Die Einwohner beschäfiigen sich hauptsächlich mit Bierbrauerei,
Gemüse-, Hopfen- und Weinbau. — Würz bürg, mit 20,000 Einw., hat
eine katholische Universität und ein berühmtes Krankenhaus.
20. Das Königreich Sachsen.
Die Hauptflüsse des Königreichs Sachsen sind die Elbe, und ihr Nebenfluß
die Mulde. Es gränzt an Baicril, an die österreichischen Staaten, an die
preußischen Länder, die sächsischen Hcrzogthünicr und die Fürstcnthümer Neuß.
Die Größe beträgt 272 Ouadratm., die Einwohnerzahl Millionen. Sachsen
ist zum Theil gebirgig, zum Theil eben; jenes vorzüglich in der südlichen
Hälfte des Landes, dieses in der nördlichen. Der Bergbau ist in Sachsen zu
1842 -
Zwickau
: Zückler
- Autor: Döhner, Gotth. Ferd.
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Nassau, Pyrmont in Waldeck rc. waren den Kindern
zum Theil noch bekannt.
Auch konnten sie sich der böhmischen Städte Carls-
bad und Töplitz entsinnen, welche wegen ihrer war-
men Quellen, die ebenfalls als sehr wirksame Heil-
mittel benutzt werden, in ganz Europa berühmt sind.
Hinsichtlich der den Kindern ebenfalls bekannten höchst
wohlthatigensalzquellen bemerkte der Lehrer, daß de-
ren Deütschland sehr viele besitze, und die unserm Va-
terlande-zunächst gelegenen die Salzquellen zu Kösen
bei Naumburg und zu Dürrenberg bei Halle seien;
daß man ferner im nördlichen Asien auch mehrere
Salzseen finde und für das salzhaltigste Wasser des
Festlandes das des tobten Meeres in Palästina halte.
13.
Über daö verschiedene Maß der Warme, Tem-
peratur der Luft, welches in den verschiedenen Län-
dern der Erde zu verschiedenen Zeiten Statt findet,
wußten die Kinder, daß dasselbe hauptsächlich von dem
Stande der Erde gegen die Sonne herrühre, und ein
Ort um so kalter sei, je weiter er nach N. oder S.
von der Mittellinie entfernt liege. Jetzt gab er noch
einige andere Umstände an, welche auf die Temperatur
der Luft einen bedeütenden Einfluß haben. Ebenso
wichtig nämlich, wie die Nördlichkeit oder Südlichkeit
eines Ortes, sei die Höhe desselben über der Meeres-
fläche; je höher eine Gegend über derselben liege, desto
kälter sei sie. Man müsse daher von jedem Orte der
Erde aus beim Emporsteigen an eine Stelle im Dunst-
kreise gelangen, wo eine so starke Kälte herrsche, daß
der Schnee auf den bis dahin sich erhebenden Bergen
nie schmelzen könne. Diese Grenze zwischen der untern
wärmeren und ,der oberen kälteren Luft nenne man
die Schneegrenze, Schneefläche, gewöhnlich
Schneelinie. Doch sei wegen des Einflusses, den
die Nördlichkeit oder Südlichkeit eines Ortes auf die
Temperatur der Luft ausübe, diese Schneegrenze nicht
überall von gleicher Höhe. In den Ländern der Mit-
tellinie beginne sie erst bei einer Höhe von 15 Taus.
Fuß, unter den Wendekreisen etwa 12 — 13 Tauf. F.,
auf den Schweizeralpen etwa 8 Taus. F., in Island